Warum Du Deine Monster lieben solltest.
Stippvisite in die Unterwelt.

Inspiration zum Neumond in Skorpion
 

 

Hast Du manchmal das Gefühl, Dir fehlt der Zugang zu Deiner tiefsten Kraft? Hast Du Sehnsucht nach bedingungsloser Hingabe? An das Leben, Deinen Weg, Dein Schaffen, Deinen Liebhaber? Hast Du manchmal das Gefühl, es wohnen Ungeheuer in Dir? Dann lade ich Dich herzlich ein zu einer kleinen Stippvisite ... in die ... Unterwelt!

 

Diese Zeit ist dafür jetzt besonders gut geeignet:

 

Am 11. November kurz vor 18:00 Uhr ist Neumond im Zeichen Skorpion. Jeder Neumond ist wie die kurze Pause zwischen Aus- und Einatmung, ein Moment der Energieleere und des Innehaltens. Wir können ihn als Saatmoment nutzen und stimmige innere Impulse setzen - für unsere persönliche Entwicklung - im Rhythmus des Mondes und unserer Natur:

 

Mit der Skorpion Energie dreht sich im mittleren Herbstmonat alles um das „Stirb und Werde“: Die Natur lässt ihre Blätter los, der Winter kündigt sich an, wir sind mit Vergänglichkeit und Wandel konfrontiert.  

 

Wo auch immer Skorpion und Pluto (Pluto herrscht über Skorpion) im persönlichen Horoskop zu finden sind:  Hier geht es um unsere tiefsten Transformationsprozesse, hier geht es um Begegnungen mit dem Tod, dem Sterbenlassen, dem Weg in unsere tiefste Tiefe, unsere Intensität, unsere stärkste Bindekraft und eigentliche Macht.

 

 

Tiefes Wasser:
Wo Angst und Lust sich begegnen.  

Wie Krebs und Fische ist Skorpion eines der drei Wasserzeichen und damit eine weibliche Energie. Skorpion ist die sog. „fixe Qualität von Wasser“. Dem entsprechen Bilder von tiefen, abgründigen, stehenden Gewässern oder auch von solchen, die einen Sog nach unten haben, zum Beispiel ein Strudel, ein Sumpf oder Moor.

 

Welches Gefühl lassen solche Bilder entstehen? Es ist wohl eine starke Ambivalenz von Angst und Lust, Anziehung und Abstoßung. Die Gleichzeitig von so gegen-sätzlichen Gefühlen ist typisch für die Skorpion Energie: da gibt es einerseits eine magische Anziehung und gleichzeitig große Angst.

 

Es ist, als wäre nicht ganz klar, ob da ein großer Schatz am Grund des tiefen stillen Sees zu finden ist oder doch ein schreckliches Ungeheuer. Genau da aber liegt der Schlüssel: denn den Schatz bekommt nur wer auch das Ungeheuer in Kauf nimmt. Je tiefer wir uns bis in den Ur-Grund verwurzelt haben, desto kraftvoller können wir bis in den Himmel wachsen.

 

 

Die Macht der inneren Bilder:
Sprache der Seele.

 

In der psychologischen Astrologie nutzen wir solche inneren Bilder und Archetypen, um Zugang zur Seele des Klienten zu finden.  Die Seele spricht in Bildern und die Arbeit mit inneren Bildern ist ein unglaublich heilsamer kraftvoller Weg – sowohl zur Heilung als auch zur Entfaltung unserer schöpferischen Kräfte.
 

Die „Vielheit der inneren Götter“, wie wir sie in der astrologischen Sprache finden, entspricht einer natürlichen, der Natur abgeschauten Vielfalt von Lebenskräften und Lebensthemen. ALLE haben ihre Berechtigung und alle gehören zum GANZ Sein jeden Lebens.  Und dazu gehört nun eben auch die UNTERWELT!

 

Die Unterwelt führt uns zu Pluto, griechisch Hades, der dunkle Bruder von Zeus. Zeus, Hades und Poseidon teilten sich einst untereinander die Weltherrschaft. Bei den Griechen waren Zeus und Hades gleichwertig: ein Herrscher über die obere, einer über die untere Welt.

 

 

Die dunkle Seite Gottes:
Kali, Hexen, Unterwelt

 

Wir haben in der christlichen Tradition die Weisheit der Unterwelt über Jahrtausende „verteufelt“ und damit nicht eben das Beste geschaffen. Wir haben in unserer Kultur keine Unterwelt-Gottheiten, mit denen wir uns positiv auseinandersetzen dürfen, was viel auch mit der Verbannung weiblicher Macht und Spiritualität zu tun hat. 

 

Es sind nämlich vor allem auch weibliche Unterweltgöttinnen, die „plutonische“ Qualitäten verkörpern, wie etwa Persephone bei den Griechen oder auch die indische Göttin Kali. Als Göttin des Todes ist Kali ebenso auch Göttin der Transformation. Sie ist die Mutter, die das Leben gibt und sie ist es auch, die es wieder zurücknimmt. Persephone ist ebenso zuständig für Fruchtbarkeit wie Tod.

 

Wir haben solche machtvollen weiblichen Kräfte auf den Scheiterhaufen gestellt und als Hexen verbrannt. Ebenso verhält es sich immer noch mit unserem Verhältnis zur Sexualität – und besonders zur weiblichen. Für Skorpion betonte Menschen, die viel von dieser magisch machtvollen Unterwelt-Energie als ihr individuelles Potenzial in sich tragen, ist das bis heute tragisch.

 

 

Unsere schöpferische Lebenskraft:
Kontrolle vs. Hingabe

 

Auf der körperlichen Ebene gehören zu Pluto und Skorpion das Becken, die Sexualorgane und unsere sexuelle Energie, die Ur-Vitalkraft, die auch als Kundalini geehrt und gelebt wird. Es ist die schöpferische Fortpflanzung des Seins und auch die Energie in Bewegung, die sich durch unsere Emotionen ausdrückt.

 

Je heftiger unsere Emotionen sind, desto „gefährlicher“ mögen sie uns erscheinen. Desto größer mag auch die Not gewesen sein, sie unter Kontrolle zu bekommen oder gar wegzuschließen. Das Bedürfnis nach Kontrolle gehört zum Schatten des Skorpionischen. Seine tiefste Wahrheit liegt jedoch in der bedingungslosen Hingabe an das, was wirklich ist, und an das, woran wir uns von Herzen wirklich binden wollen.

 

Egal ob es eine Beziehung, eine Idee oder unser Herzensprojekt ist. Wenn ich es wirklich wagen will, dort alles hinein zu geben, dann begebe ich mich IMMER in Gefahr, dass ich auch scheitern kann oder abgewiesen werde. Ich mach mich berührbar und verletzlich.

 

Darin liegt auch die Kunst einer erfüllten Sexualität und eines leidenschaftlichen Lebens: In der völligen Öffnung für das, was sich im Moment wirklich zum Ausdruck bringen will. Das ist mutig. Und ebenso empfänglich. Wir geben uns hin – an den Augenblick und an das was wir lieben.

 

 

Dunkle Gefühle und hässliche Fratzen:
Energie Pur.

 

Mit unseren so genannten „dunklen Gefühlen“ verhält es sich ganz ähnlich: Nicht integrierte Gefühle, und zwar vor allem die heftigen und intensiven, halten uns unterirdisch im Griff. Sind sie dort ins Stocken geraten, ziehen sie uns immer wieder in den Sumpf, halten uns fest, klauen uns in Depressionen und blockiertem Selbstausdruck die Lebenskraft. Das „Monster“ richtet sich hier gegen uns selbst.

 

Der viel besagte Kloss im Hals, die Angst, der eigenen Wahrheit Ausdruck zu verleihen, gehören hierher. Der Preis dafür ist hoch: Wir halten uns selbst unter Verschluss. Wir können auch nicht richtig vertrauen, weil in uns Gefühle wohnen, die wir nicht annehmen können. Das ist zutiefst verunsichernd und ruft Ängste hervor.

 

Wenn wir aber die Bewertungen unseres ur-teilenden Geistes beiseite lassen, dann ist JEDES Gefühl – und sei es noch so dunkel, macht- oder angstvoll – letztlich „nur“ eine Qualität von Energie.

 

Wenn wir das verstehen und uns erlauben, in Kontakt zu treten mit der Kraft dieser Energie, OHNE sie zu beurteilen und vor allem auch ohne sie weg-haben zu wollen, so können wir mit ihrer Qualität und Farbe einfach SEIN. Wir müssen nicht in Widerstand gehen und damit die negative Bindung aufrecht halten.

 

Wir können die Energie einfach fließen lassen, ihr erlauben ganz da zu sein und sich Platz zu nehmen. Dazu braucht es unsere Präsenz, unser Dranbleiben, unser Halten des Augenblicks. Darin liegt die Kraft der Hingabe an das was im Moment wirklich ist.

 

 

Den Schatten integrieren:
Die Freiheit des Adlers.

 

Dunkle Momente und Gefühle gehören einfach zur Existenz. Wenn ich meinen hässlichsten Fratzen erlaube, da zu sein, sie annehmen kann, dann entspannt sich schon alles. Dann kann sich das Herz öffnen, denn wir dürfen GANZ SEIN.

 

Ähnlich verhält es sich mit dem sog. Schatten: Immer wenn wir im Gegenüber etwas wahrnehmen, das uns piekt, dann tun wir gut daran, in uns selbst zu forschen und zu wagen in den Spiegel zu schauen. Was sehe ich am anderen, was ich so „hässlich“ finde, dass ich es an mir selbst nicht wahrnehmen kann? Die Welt so zu betrachten, kann viel Kraft geben und auch ein tiefes Gefühl von Integrität.

 

In den Ursprüngen der Astrologie stand der Adler anstelle des heutigen Skorpion. Der Adler symbolisiert die Kraft der Freiheit, die entsteht, wenn wir es wagen, in die Tiefe und durch die Finsternis zu gehen: 

 

Wenn wir es wagen, unserem Schatten ins Gesicht zu sehen, dann ist das zwar nicht lieb und nett und auch nicht immer „Licht und Liebe“. Aber es kann eine Unmenge an Lebensenergie freisetzen. Und die nutzen wir doch besser, um unser Leben nach unseren Visionen zu gestalten!

 

 

Die Unterwelt:
Unsere wilde frei Schwester.

 

Wieso ist die Unterwelt nun also so wichtig? Warum sollten wir den Hades nicht in den Orkus schicken? Warum die dunkle Seite Gottes nicht verbannen?

 

Die Antwort ist sehr einfach: Weil es uns vor allem Unmengen an Lebensenergie kostet! Weil es uns abschneidet von unserer wahren Kraft. Klar, wir können auch weiterhin versuchen, everybodies darling and everybodies fool zu sein. 

 

Wir können aber auch das Zepter in die Hand nehmen und unsere Energie dafür nutzen, unser eigenes Leben schöpferisch gestalten. Denn es ist ja bekannt: Brave Mädchen kommen in den Himmel, wilde Mädchen kommen überall hin.
 

 

Die Freiheit dahin finden wir, wenn wir etwas sterben lassen. Das sind die überkommenen Bindungen, Vorstellungen, Rollen und Muster, die uns davon abhalten, mutig unseren eigenen Weg zu gehen.

 

 

In diesem Sinne:  

Viel Vergnügen auf der Reise!

Von Herzen, Julia Engel

 

 

 

Und hier noch eine Anregung für Dein Neumond Ritual:
 

Deine Monster füttern: *

 

Schließe Deine Augen und atme tief ein und aus. Nimm 9 Atemzüge, konzentriere Dich vor allem auf die Entspannung der Ausatmung.

 

Schritt1: Das Monster finden.

Entscheide Dich mit welchem Deiner Dir unangenehmsten Gefühl, mit welchem Monster Du jetzt arbeiten willst. Spüre in Deinen Körper hinein und nimm so intensiv es geht wahr, wie sich das Gefühl im Körper anfühlt. Bleib dran und mach Dir die Empfindung im Körper bewusst, auch Farbe, Beschaffenheit und Temperatur.

 

Schritt 2: Das Monster fragen was es braucht.

Gib dem Gefühl eine Gestalt mit Armen, Beinen Augen. Achte auf Details, Beschaffenheit, Haut, Augen, Ausdruck. Frag Dein Monster:
Was willst Du von mir?
Was brauchst Du von mir?
Wie fühlst Du Dich, wenn Du bekommst was Du brauchst?

Wechsel dann sofort auf den Platz des Monsters

 

Schritt 3: Das Monster werden

Erlaube Dir für kurze Zeit, in die Haut des Monsters zu schlüpfen.
Beobachte wie Dein normales Ich aus Sicht des Dämons aussieht.
Beantworte nun aus Monster-Sicht die drei Fragen:
Was ich von Dir will, ist...
Was ich von Dir brauche, ist..
Wenn ich bekomme, was ich brauche, fühle ich...

 

Schritt 4: Das Monster füttern:

Komm zurück auf deinen ursprünglichen Platz.
Schau dir dann Dein Monster noch einmal genau an.
Nun stell Dir vor, Du löst Deinen Körper auf und Du wirst zu Nektar mit genau dem Gefühl, das Dein Monster haben würde, wäre es satt (Antwort auf die 3. Frage)
Füttere Dein Monster bis es vollkommen satt ist.

 

Schritt 5: Im Gewahrsein ruhen

Bleibe einfach in dem Zustand, der gegenwärtig ist.
Lass Deinen Geist ruhen, ohne eine bestimmte Erfahrung herbeiführen zu wollen.
Verweile darin so lange Du möchtest, ohne den Raum anzufüllen und ohne irgendetwas erreichen oder rasch zum Ende kommen zu wollen.

 

  • Diese Praxis heißt im Original „Den Dämonen Nahrung geben“ und hat ihre Wurzeln im Tibetischen Buddhismus. Die spirituelle Lehrerin Tsültrim Allione hat diese Tradition in den Westen gebracht. Es gibt ein gleichnamiges Buch dazu.
     
Foto: Kali/Shutterstock